Telegramm
Das Holland Telegramm
Herrlicher Sandstrand an der Nordseeküste, zahlreiche Inseln, Kanäle und Seen, unvorstellbare Gemüseplantagen und Gewächshausanlagen, riesige Blumenfelder, romantische Winkel und malerische Gässchen aber auch moderne Fabrikanlagen und sinnvoll geplante Wohnsiedlungen, imponierende Bauernhöfe, weit ausgedehnte Geflügelfarmen – so etwa lässt sich das Wesentliche an Holland darstellen.
Vier Komponenten waren es, die den noch immer spürbaren Wohlstand dieses kleinen Landes begründet haben: Schifffahrt, Handel, die Kolonien und Landwirtschaft. Die Kolonien hat das Land verloren. An sie erinnern nur noch Namen wie „Java-Straat“, „Borneo-Laan“, „Sumatra-Weg“, und wie Straßenbezeichnungen sonst noch alle heißen mögen. Weltweit waren die Beziehungen Hollands, weltweit und weltoffen sind seine Bewohner auch heute noch, ohne Kolonien. Das Denken dieser Menschen hört nicht an ihren Landesgrenzen auf, Wenn man zuerst auch den Eindruck gewinnt, man befände sich in einem „Puppenstaat‘. Alles zierlich und klein: die Häuser, die Vorgärten, die Gassen.
Da muss man nur mal den Hafen von Rotterdam besichtigen, den größten der Welt. Nach dem Krieg wurden allein 380 Hektar Land zu neuen und zusätzlichen Hafenbecken ausgebaggert. Eine gewaltige Anlage. Man sollte es nicht versäumen, während einer Hafenrundfahrt hier auf „Entdeckungsreise“ zu gehen. Hier werden die verschiedensten Waren und Güter umgeschlagen. Drei Stunden dauert die Fahrt durch dieses Handelszentrum. Aber hinterher weiß man eine ganze Menge von den Problemen des Welthandels, kennt vieles von der Schifffahrt. Wichtig ist nur, sich ein Schiff auszusuchen, auf dem die Erklärungen in deutscher Sprache gegeben werden. Zur besseren Orientierung bekommt jeder Fahrgast (an Bord gibt es übrigens auch Getränke) einen Hafenplan, an Hand dessen man den Weg verfolgen kann.
Holland ist ein günstiges und sehr gutes Reiseland. Die Preise sind im Allgemeinen nicht höher als in Deutschland. Für ein Hotelzimmer (häufig einschließlich Frühstück) zahlt man einen durchaus fairen Preis. Luxushotels der Internationalen Klasse sind allerdings teurer, aber bei weitem nicht so originell wie die einfacheren Häuser. Privatquartiere sind auf alle Fälle zu empfehlen. Erstens sind sie um einiges billiger, und zweitens sind die Zimmer alle sehr sauber, denn Holland ist ein sauberes Land. Das erkennt man schon daran, dass sogar die Bürgersteige geschrubbt werden, Hausfassaden werden von außen abgewaschen, und es gibt nicht wenige Bauernhäuser, wo sogar an Vorratskammern und Melkstuben noch Vorhänge sind. Schmutzige Fenster – das kennt der Holländer nicht. Und die Wohnungen blitzen nur so. Bei einem abendlichen Spaziergang kann man sich mühelos überall von dieser Tatsache überzeugen. Denn hier ist es nicht üblich, bei Licht die Fenster zu verhängen.
Das holländische Frühstück ist eine Offenbarung. Kommt man ins Frühstückszimmer, findet man eine Tafel aufgebaut, die ihres gleichen sucht: Brot und Brötchen, reichlich Butter (oft steht ein ganzes Butterfass auf dem Tisch), Käse, Schinken, Speck (beides kann man auch angebräunt und ausgelassen bekommen), Eier in den verschiedensten Zubereitungsarten, Honig, Marmelade, Kaffee, Zucker, Milch (oder natürlich Tee, Kakao). Ein Tag, der so beginnt, muss ja gut werden. Wer diese Frühstückstafel zum ersten Mal sieht,
fragt meistens erst zweimal, bevor er sich hinsetzt, ob das wirklich auch für ihn ganz allein ist. Aber es ist.
Leider, und hier, kommt eine kleine Einschränkung, gibt es diese Köstlichkeit nicht mehr überall. Große Häuser gehen immer mehr dazu über, das langweilige und lieblose „Hotelfrühstück“ mitteleuropäischen Zuschnitts ihren Gästen vorzusetzen und ihnen schon den Morgen damit zu vermiesen. Schlechte Beispiele verderben eben überall die guten Sitten.
Wo man aber das holländische Frühstück noch bekommt (und es dürften wohl dreiviertel aller Betriebe sein), da kann man getrost aufs Mittagessen verzichten. Die Holländer machen es nämlich vielfach auch so. Sie ziehen dann einen „Oitsemter“ vor, ein Stück gebratenes Fleisch mit Brot. Auch Snackbars, die man überall findet, bieten kleine Gerichte zu mäßigen Preisen an. Dafür wird in Holland viel Kaffee und, je nach Provinz, auch Tee getrunken. Findet man unterwegs ein Schild
„t koopje is klaar“ oder ähnlich lautend, so heißt das hier gibt es fertigen Kaffee, man braucht also nicht lange zu warten. Fein schmecken auch verschiedene Biskuits und ähnliche Backwaren. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre vorzügliche Qualität (viel Eier) und ihren niedrigen Preis aus.
Abends sollte man dann wieder richtig essen, in einem Restaurant bezahlt man wieder einen fairen Preis. Billiger wird es natürlich, wenn man in den zahlreichen Geschäften fix und fertige Braten (auch Geflügel) und Pommes frites oder andere warme Gerichte kauft. Hierzu nimmt man am besten einen Picknickkorb samt Geschirr mit, oder man ersteht in einem Warenhaus einige Papierteller, die man nach jedem Essen wegwirft. Es gibt dann schon keinen Abwasch mehr. Wer ein Privatquartier hat, kann in diesem Haus im Allgemeinen die Küche ohne Preisaufschlag mitbenützen. Die niederländischen Hotels sind übrigens verpflichtet, die Zimmerpreise sichtbar in jedem Zimmer auszuhängen. Darüber hinaus muss an der Anmeldung eine beglaubigte Preisliste einschließlich Zimmerpreis ausliegen. Wer ein wenig das Romantische liebt und Glück hat, kann auch auf einem der zahlreichen Wohnschiffe Platz finden, das ist meist ein wenig billiger, dafür aber auch nicht so komfortabel wie an Land. Zimmer muss man entweder beim Reisebüro oder beim jeweiligen Hotel bestellen. Prospekte bekommt man von der Niederländischen Fremdenverkehrszentrale.
Kaum hat man die Grenze in dieses herrliche Land überschritten, fallen einem überall die Fahrräder auf. Die „Fiets“ (so heißt das Stahlross hier) gehören einfach dazu, Radfahrer beherrschen das Land. Neben den herrlichen Autostraßen gibt es ebenso herrliche Radfahrwege. Fahrräder, in jedem holländischen Kursbuch verzeichnet, kann man nahezu auf jedem Bahnhof mieten. Da Holland durch und durch eben ist, kann man sich das Land mühelos ertrampeln. Die Vorteile liegen auf der Hand: Erstens sieht man im mäßigen Tempo mehr, zweitens schont man seine Nerven, und drittens setzt das gute Essen nicht allzu sehr Speck an.
Dass es hier viel, zu sehen gibt, merkt man schon bald. An der Küste überall Schiffe und Häfen, Badestrände (allein 45 Seebäder). Im Landinnern interessante Städte wie Utrecht (prächtiger Dom), Delft (,‚Hollands Venedig“; Keramik), Amsterdam (größte Stadt des Landes; Grachten oder Wasserstraßen, die man mit Aussichtsbooten zu Rundfahrten befährt; alte Handelshäuser und Lagerschuppen; viele Zugbrücken und Fähren; elegante Geschäfte; Diamantenschleifereien), Den Haag (Hauptstadt; Schloss, Keukenhof), Alkmaar (jeden Freitag malerischer Käsemarkt).
Wer gerne Museen besichtigt, kommt in diesem Lande voll auf seine Kosten.
Hier nur eine kleine, bei weitem nicht vollständige Zusammenstellung:
Amsterdam: Reichsmuseum; Werke der altholländischen Schule, darunter die weltberühmte „Nachtwache‘ von Rembrandt. Rembrandthaus. – Rotterdam: Boymans-Museum; Werke von Hobbema und Frans Hals (neben vielen anderen). – Haarlern: Frans-Hals-Museum; hier hängen bekannte Werke dieses großen Meisters. – Arnheim: Freiluftmuseum für Folklore. – Utrecht: Zentralmuseum. Bischöfliche Museen, – Leuwarden: das friesische Museum, Den Haag: Kostümmuseum- Gouda: Pfeifenmuseum.
In Middelburg ist eine Miniaturnachbildung von Walcheren zu besichtigen.,, De Efteling“ heißt ein Märchenpark und Erholungsgebiet in Kaatsheuvel. Den Haag hat die Miniaturstadt „Madurodam“ zu bieten, eine herrliche Sache für Kinder, mit Häusern, Straßen und Eisenbahnen. Wer Lust und Geld hat, kann auch mal schnell nach England fahren. Solche Fahrten werden von verschiedenen Häfen aus unternommen (meist zwei oder drei Tage).
Ein Land, das so am und mit dem Wasser lebt, bietet sich natürlich für Wassersport in jeder Form an. Angler erhalten jede gewünschte Auskunft, Ruderer oder Kanufahrer können nirgendwo sonst ihrem Sport so frönen wie hier. Für sie gibt es sogar eigene Hotels. In so weltberühmten Seebädern wie Scheveningen, Zandvoort oder Noordwijk braucht man sich über die „Freizeitgestaltung“ keine Gedanken zu machen. Hier ist immer für Abwechslung gesorgt. Etwas schwieriger wird es schon in den kleineren Orten. Hier geht man am besten zum örtlichen Verkehrsamt und lässt sich beraten. Ein Wochenprogramm liegt dort auf. Wer Freude an alten Gegenständen hat, kann in Städten wie Amsterdam, Utrecht, Den Haag, aber auch in kleineren Orten, nach Herzenslust in kleinen Antiquitätenläden kramen. Aber auch Andenken neuerer Zeit können Freude bereiten. Sei es vorzüglicher Käse aus Gouda oder Edamer, sei es Schokolade oder ‚Haager Hopjes“, sei es der berühmte Genever Schnaps oder feine Metallarbeiten aller Art. Nicht zu vergessen die typischen holländischen Holzpantoffeln, auch Dehler Keramik, alte Kacheln oder gar Diamanien sowie Perlen in der Spuistraat von Amsterdam. Beim Einkaufsbummel nur beachten: entweder einen Vormittag oder Nachmittag sind die Geschäfte geschlossen.
Zum Schluss noch ein paar praktische Hinweise: Für die Einreise nach Holland genügt der Personalausweis. Andere Formalitäten sind nicht erforderlich.
Was man aber immer braucht, ist wärmende Kleidung. In ihr macht es auch an trüben Tagen Spaß, durch die Dünen oder direkt am Wasser entlang zu wandern.
Das ganze Land wird von einem dichten Omnibusnetz durchzogen. Fahren Sie damit mal in die nächstgelegene Stadt, wenn Sie nicht das Fahrrad vorziehen oder selbstbeweglich sind.
Und nun noch ein paar Aufschriften auf Schildern, die Sie kennen sollten:
Alleen voor Motorrijtuiqen = nur für Kraftfahrzeuge
Voor Wielrijders = für Radfahrer
Rijwielpad = Radfahrweg
Niet voor Autos = nicht für Autos
Geen fielsen te plaatsen = Fahrräder anstellen verboten
Mooiste Weg = schönster Weg
In Holland sind neben den internationalen Verkehrszeichen oftmals noch folgende Hinweise in der Landessprache:
Smalle Weg = schmaler Weg
Kortste Weg = kürzester Weg
Op Splitsing links/rechts = bei der Gabelung links oder rechts.